Die Neuen in Berlin

MainPost, 10. Februar 2014

Die große Politik ist kein Neuland für Anja Weisgerber (CSU). Die 38-Jährige war schließlich neun Jahre lang Abgeordnete im europäischen Parlament. Nun sitzt sie für den Wahlkreis Schweinfurt/Kitzingen im Bundestag. Sie ist Mitglied und Obfrau im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz. „Meine Erfahrung kommt mir dabei zu Gute“, sagt sie. Viele Themen hat sie bereits in Brüssel mitverhandelt. Sie nun auf Bundesebene weiterzuverfolgen, sei sehr spannend. „Ich möchte verhindern, dass auf die EU-Richtlinien bei der Umsetzung im Bund noch etwas draufgesattelt wird.“

Für ihren Heimatwahlkreis konnte sie eine erste Hürde schon angehen. Im Hinblick auf den Abzug der Amerikaner wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, dass unter bestimmten Bedingungen eine verbilligte Abgabe von Flächen an Kommunen möglich ist. Eine gute Nachricht für Weisgerber, in deren Wahlkreis mit Kitzingen und Schweinfurt gleich zwei Städte von dem Abzug betroffen sind.

Trotz ihrer Erfahrung, Respekt hat sie dennoch vor der neuen Aufgabe. Schließlich ist in Berlin einiges anders. Die Redezeiten seien länger, es gebe mehr Zwischenrufe, die öffentliche Aufmerksamkeit sei viel größer. „Man spürt hier die Verantwortung, aber ich trage sie gerne.“ Als Europa-Abgeordnete war Weisgerber für ganz Unterfranken zuständig, nun für die engere Heimat.

Eine Heimat, die sie während ihrer Wochen in Berlin vermisst. Vor allem ihre dreijährige Tochter und ihren einjährigen Sohn. Kein Wunder also, dass es kaum eine Ecke ohne Bilder von der Familie gibt – die Kinder an Weihnachten, im Faschingskostüm, im Europaparlament. Auch sonst hat Weisgerber ihrem Arbeitsplatz eine persönliche Note verpasst. Im Regal stehen ein rotes und ein schwarzes Modellauto. Ein Geschenk vom Europa-Abgeordneten Martin Groote (SPD), mit dem sie im Europaparlament zusammengearbeitet hat. Werke einer befreundeten Künstlerin hängen an der Wand und auf dem schwarzen Sofa hat sie farblich passende Kissen drapiert. „Ich lebe in Berlin in einem Hotel, damit ich mich nur um die Arbeit kümmern kann.“ Ihr Büro ist Rückzugsort und ihr Arbeitsplatz zugleich. „Ich blogger die Zeit in Berlin durch, damit ich mich daheim in Schwebheim vor allem um meine Familie kümmern kann.“

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