Pflege vom Kopf auf die Füße gestellt

Auf Einladung von Dr. Anja Weisgerber referierte CSU-Gesundheitsexpertin Emmi Zeulner über die Reform in der Pflegeversicherung.

Pressemitteilung, 19. Mai 2017

Gesundheitspolitikerin Emmi Zeulner beim CSU-Fachgespräch

Die Menschen in Deutschland werden immer älter und somit steigt auch die Zahl derjenigen, die auf Pflegeleistungen angewiesen sein werden. „Damit auch diese Menschen ein Leben in Würde führen können, ist gute Pflege unerlässlich“, betonte die Bundestagsabgeordnete Dr. Anja Weisgerber bei einem Fachgespräch der CSU zur Pflegepolitik. Auf ihre Einladung berichtete Bundestagskollegin Emmi Zeulner über die neuesten Verbesserungen in der Pflegepolitik. Zeulner, 30 Jahre jung, ist Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages und bringt dort ihre praktische Erfahrung als examinierte Kranken- und Gesundheitspflegerin in die politische Arbeit ein.

„Nach mehr als 20 Jahren des Bestehens haben wir die Pflegeversicherung in den vergangenen Jahren reformiert und vom Kopf auf die Füße gestellt“, so Zeulner. Seit 2015 steht mehr Geld für gute Pflege zur Verfügung: „Wer Pflege braucht, erhält mehr Geld und zusätzliche Angebote. Dazu zählen der Ausbau der Betreuung, mehr ambulante Pflege und mehr Geld für Hilfsmittel.“

Wer trotz Pflegebedürftigkeit in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben will, muss oft umbauen. „Pro Umbaumaßnahme werden von der Pflegekasse bis zu 4000 Euro Unterstützung gezahlt, zum Beispiel für den Einbau einer barrierefreien Dusche oder die Verbreiterung einer Tür“, erklärt die Gesundheitsexpertin. Darüber hinaus kann man innerhalb bestimmter Einkommensgrenzen über das Landratsamt einen staatlichen Zuschuss von bis zu 10.000 Euro beantragen.

Ziel der Maßnahmen sei, dass die Menschen möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben können. Wenn dies nicht möglich ist, plädiert Zeulner für ein Angebot, wie es für Kinder schon normal ist: Es soll die Möglichkeit bestehen, dass Senioren in einer Tagespflege betreut werden und den Abend sowie die Nacht bei ihren Angehörigen verbringen. Damit pflegende Angehörige zwischendurch Zeit zur Erholung haben, können Sie die sogenannte Verhinderungspflege in Anspruch nehmen.

Auch wurde das System zur Einstufung der Pflegebedürftigen mit der Reform verbessert, um den Betroffenen punktgenau helfen zu können. Die bisherigen drei Pflegestufen wurden ab 2017 durch ein einheitliches System mit fünf Pflegegraden ersetzt. „Bei der Einführung der Pflegeversicherung 1995 standen die rein körperlichen Gebrechen im Vordergrund. Zunehmend aber benötigen Menschen im Alter Hilfe, weil sie an Demenz erkrankt sind. Bei den neuen Pflegegraden werden die geistigen und seelischen Beeinträchtigungen, etwa bei Altersdemenz, in gleicher Weise berücksichtigt wie die körperlichen Einschränkungen“, erklärt Emmi Zeulner. So haben nun viele Menschen, die bislang nicht in eine Pflegestufe gefallen sind, die Möglichkeit auf finanzielle Unterstützung.

Zu dem Fachgespräch waren gezielt auch Mitarbeiter von Pflegeeinrichtungen, Pflegediensten und Angehörige eingeladen. „Denn es ist uns ein Anliegen, mit den Betroffenen zu diskutieren sowie Anregungen zu sammeln, wie wir die Rahmenbedingungen bei der Pflege weiterhin verbessern können“, betont Anja Weisgerber.

Von Seiten der Praktiker gab es Lob für die Pflegereform: Die Einführung der fünf Pflegegrade sei ein Meilenstein. Positiv wird auch aufgenommen, dass Pflegebedürftige und ihre Angehörigen seit 2017 mit mehr Hilfen rechnen können. Intensiv diskutiert wurde auch über die immer weiter steigende Bürokratie oder über das Verfahren zur Überwachung der Pflegequalität. Emmi Zeulner nahm die Anregungen dazu auf und wird sie in ihre weitere Arbeit einbringen.

Ein weiteres Problem ist der mangelnde Nachwuchs in der Altenpflege. Das liegt weniger an den Verdienstmöglichkeiten, die nach Angaben von Experten aus der Praxis im Vergleich zu anderen Berufsgruppen gar nicht so schlecht aussehen. Vielmehr leide das Berufsbild unter einem schlechten Image in der Gesellschaft. „Deshalb muss in den Medien und der gesamten Gesellschaft wieder vermehrt positiv über die wertvolle Arbeit von Pflegekräften gesprochen werden“, forderte Anja Weisgerber.

Die CSU setzte sich zudem gegen die von der SPD geforderte Generalistik in der Krankenpflegeausbildung ein, so Zeulner. Im Raum stehe die Idee, dass Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpfleger künftig dieselbe Ausbildung genießen und flexibler einsetzbar sind. „Die Anforderungen der Kinderkrankenpflege sind allerdings zu unterschiedlich, Kinder haben andere Bedürfnisse. Das Hauptargument für die Generalistik ist der Umstand, dass sich die Anforderungen in der Kranken- und Altenpflege immer weiter angleichen. Die Kompetenzen, die gefordert sind, überschneiden sich sehr deutlich. Daraus ergibt sich ganz schlüssig, dass hier eine Zusammenführung der beiden Berufsbilder sinnvoll ist. Die Anforderungen und Bedürfnisse an und in der Kinderkrankenpflege sind jedoch ganz andere. Eine gemeinsame Ausbildung ist deshalb nicht zielführend“, so Zeulner überzeugt. „Darüber hinaus war immer das Ziel der Generalistik, den Pflegefachkräftemangel zu bekämpfen. Gerade deswegen ist es notwendig, die kleinen Pflegeschulen auf dem Land zu erhalten. Denn es ist durch Studien belegt, dass, wer sich im ländlichen Raum ausbilden lässt, auch dort bleibt“, so die Abgeordnete.

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