Neue Chancen für die Modernisierung des ÖPNV mit einem Pilotprojekt

© ZF

Steigerwaldbahn, 22. März 2021

Geringes Fahrgastpotenzial der Steigerwaldbahn

Die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) veröffentlichte Potenzialanalyse zur Reaktivierung der Steigerwaldbahn zeigt, dass die erforderlichen Fahrgastzahlen bei weitem nicht erreicht werden. Damit eröffnet sich damit die Möglichkeit, auf der vorhandenen Trasse ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt für einen zeitgemäßen, modernen, flexiblen und ökologischen Öffentlichen Personennahverkehr zu verwirklichen.

Staatssekretär Gerhard Eck führt deshalb seit geraumer Zeit, gemeinsam mit seinen Abgeordnetenkolleginnen Dr. Anja Weisgerber und Barbara Becker, intensive Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium, dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, der Deutschen Bahn und dem in Schweinfurt beheimateten Unternehmen ZF, um ein Verkehrskonzept auf der Bahntrasse der ehemaligen Steigerwaldbahn zu entwickeln, das all diesen Ansprüchen genügt. Es beinhaltet, auf der gesamten Strecke zwischen Schweinfurt und Kitzingen, ein kombiniertes Verkehrssystem, bestehend aus einem gut ausgebauten Radweg und zusätzlich, durch einen Grünstreifen und Sicherheitseinrichtungen vom Radweg getrennt, einer Fahrbahn für autonom fahrende Busse. 

Die sogenannten People-Mover, die von ZF zur Marktreife entwickelten, autonom fahrenden Busse, beziehungsweise Fahrgastzellen, verrichten bereits erfolgreich auf Flugplätzen und Messegeländen in Europa ihren Dienst. Durch ihre Flexibilität und Vielseitigkeit erfüllen sie alle Anforderungen an ein modernes und umweltfreundliches Verkehrssystem. Die People-Mover können den täglich wechselnden Transportkapazitäten bedarfsgerecht angepasst werden. Sie können mit Ökostrom betrieben werden und verursachen als gummibereifte Fahrzeuge nicht mehr Fahrgeräusche als beispielsweise ein E-Mobil. Anders als bei einer reaktivierten Eisenbahnstrecke bietet der People-Mover als innovatives Verkehrsprojekt die Möglichkeit, die Anliegergemeinden direkt an die Strecke anzubinden und die Innenstädte von Schweinfurt und Kitzingen direkt zu erreichen. Ein gut ausgebauter Radweg ermöglicht auf der vollkommen ebenen Strecke für Fahrradfahrer und E-Biker, schnell zwischen den Gemeinden zu pendeln oder Arbeitsplätze, Geschäfte und Schulen in Schweinfurt und Kitzingen zu erreichen. 

Für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie kann mit der Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums und des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr gerechnet werden. Wir wollen vorankommen und auch die zur Verfügung stehenden Fördermittel bei den Ministerien abrufen. Wichtig ist deshalb, dass dieses Pilotprojekt in der Region auch von den Anliegergemeinden und den Aufgabenträgern des Öffentlichen Personennahverkehrs unterstützt wird und alle Beteiligten finanzielle Verantwortung übernehmen. 

Auf Einladung der Abgeordneten trafen sich die Bürgermeister aller Anliegergemeinden entlang der ehemaligen Steigerwaldbahn im Rahmen einer Videokonferenz um über neue Chancen und Möglichkeiten einer Modernisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs zu beraten. Staatssekretär Eck begrüßte die Zusage des neuen Eigentümers der Bahnstrecke, die Strecke zwischen Kitzingen und Schweinfurt nicht stückweise zu vermarkten, sondern im Ganzen zu erhalten, um die Durchführung eines solchen Projekts überhaupt zu ermöglichen. Die Mandatsträger konnten ferner berichten, dass es in einer Reihe von Vorgesprächen gelungen war, die Firma ZF in Schweinfurt und die Deutsche Bahn DB Regio Bus als starke Partner zur Verwirklichung des Verkehrssystems zu gewinnen. ZF ist Marktführer für autonom fahrende Busse, während DB Regio Bus der kompetente Partner mit großer Erfahrung im Betrieb von komplexen Transportsystemen ist.

Um die Kommunen der Region einzubinden, schlugen die Mandatsträger die Bildung einer Interessengemeinschaft der Anliegergemeinden vor. Diese könne, besser als jede Gemeinde einzeln, die gemeinsamen Anliegen der Gemeinden bündeln und kraftvoll gegenüber den Verhandlungspartnern vortragen und durchsetzen. Die Teilnehmer verblieben so, dass die Verwirklichung des neuen Verkehrskonzepts im Lauf der kommenden Wochen in den Gemeinden erörtert werden sollen. Ende April wird dann erneut zu einem Treffen eingeladen, um die nötigen Entscheidungen zu treffen. Damit sei garantiert, dass die Anliegergemeinden in alle Entscheidungen eingebunden sind, denn gelingen könne das Projekt nur gemeinsam.

Nun bietet sich den Gemeinden die Möglichkeit, im Rahmen der kommunalen Planungshoheit ihre eigenen planerischen Vorstellungen für das Bahngelände umzusetzen und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein Mobilitätskonzept der Zukunft zu entwickeln. Es gilt jetzt Brücken zu bauen und alle mitzunehmen. Die Region sollte die Chance ergreifen, dieses in Deutschland einmalige Zukunftsprojekt zu verwirklichen. Der Einsatz modernster Technologie beschert der Region nicht nur einen großen Attraktivitätsgewinn, sondern sichert durch die Einbindung von ZF Arbeitsplätze in Schweinfurt.  

Ein Video über die autonomen ZF-Bus-Shuttles können Sie hier anschauen: 
https://youtu.be/7DZf4zurJeQ