Rede anlässlich der Ausstellungseröffnung "Die Dorflinde - Zeugin von Glaube und Aberglaube"

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Herbert, lieber Horst,
Sehr geehrter Herr Landrat Leitherer, lieber Harald,
Sehr geehrter Herr Spiegel, sehr geehrter Herr Scheuring, (Historischer Arbeitskreis Zeitlitzheim)
Meine sehr geehrten Damen, meine Herren,
Ich bin der Einladung heute sehr gerne gefolgt und mit Freude nach Zeilitzheim gekommen.
Leider muss ich nach meinem Grußwort wieder weiterfahren nach Schondra – in der Rhön – in den Landkreis Rhön-Grabfeld.
Ich bin ja für ganz Unterfranken zuständig und da bleibt es nicht aus, dass man sehr viele Termine auch an einem Abend hat.
Der Titel der eindrucksvollen Ausstellung ist „Die Dorflinde – Zeugin von Glaube und Aberglaube.“
Ein sehr interessanter Titel, der viel Interpretationsspielraum lässt.
Ich habe mich vor der Eröffnung heute schon etwas informiert und erfahren, dass das Thema der Ausstellung Hexenverfolgung ist.
Diesen Aspekt deckt der Begriff „Aberglaube“, der die Hexerei symbolisiert, ab.
Im Spätmittelalter fanden in Mitteleuropa weitverbreitet Hexenverfolgungen statt.
Das hatte mit dem damaligen Verständnis von Magie und Hexerei zu tun.
In breiten Bevölkerungsschichten wurde persönliches Unglück, wie beispielsweise schlechte Erntejahre, auf Magie zurückgeführt.
Dies wurde mit Personen – mit Hexen – in Verbindung gebracht, die wiederum verfolgt wurden.
Damals nahm der Aberglaube bei den Menschen eine hohe Stellung ein.
Doch gab es auch damals schon gab es mutige Menschen, die gegen diese grausame Praxis gekämpft haben.
Einer dieser Menschen war der deutsche Jesuit und Moraltheologe Friedrich Spee von Langenfeld, der auch einige Jahre in Würzburg lebte.
Er wurde bekannt als Kritiker der Hexenprozesse.
Als Theologe war er oft Beichtvater der sogenannten „Hexen“.
So bekam er die Grausamkeiten und auch die Unschuld der Verfolgten mit
Und wurde bald zu einem der schärfsten Kritiker der Verfolgungen.
 Seine kritischen Schriften mit Forderungen an das Prozessrecht wurden für uns zu Selbstverständlichkeiten der Menschenrechte – bis heute!
Er mahnte zum Widerstand gegen Massenwahn und Verfolgung und vertrat Frauenrechte.
Rechte die heute noch gültig sind!
Wenn auch nicht in allen Weltregionen sind sie doch Bestandteil der Europäischen Grundrechtecharta.
Besonders am Beispiel der Frauenrechte erkennt man, wie Fortschrittlich Spee von Langenfeld schon im 17 Jahrhundert dachte und wie selbstverständlich diese Rechte heute für uns Europäer sind.
Man muss aber gar nicht weit schauen – ich denke nur an die Türkei – dann erkennt man, dass diese Rechte nicht überall selbstverständlich sind.
Nicht nur in diesem Feld besitzt die Europäische Union Vorbildcharakter.
"Wir vergessen nie, dass dieses Glück unseres Landes von der Geschichte der Europäischen Union nicht zu trennen ist“, so Bundeskanzlerin Merkel vor kurzem.
Tatsächlich ist unser sozialer und wirtschaftlicher Erfolg untrennbar mit der europäischen Entwicklung der letzten 60 Jahre verknüpft.
Die Europäische Union ist ein Garant für Frieden und Freiheit.
Das weiß Bundeskanzlerin Merkel besonders zu schätzen, denn Sie lebt zwar schon ihr ganzes Leben in Europa.
In der Europäischen Union ist Sie jedoch noch eine Jugendliche.
Erst seit 20 Jahren lebt Sie auch in der Europäischen Union und im Raum der Freiheit und des Rechts.
Die Europäischen Staaten leben seit nunmehr 60 Jahren auf dem zuvor von Hass erfüllten Kontinent friedlich zusammen.
 Das ist einmalig in der Geschichte – Und das war nicht immer – nein, noch nie –  so.
Die heutige Europäische Union ist das Ergebnis einer einzigartigen Entwicklung.
Einer Entwicklung von einer Wirtschafts-Union – die sie Anfang der 50er Jahre war – zu einer politischen, zu einer Werte-Union.
 Zu einem Europa, in dem wir heute leben, und zu dem es keine Alternative gibt.
Gerade in Zeiten der Globalisierung und wachsenden Herausforderungen sind grenzüberschreitende Lösungen erforderlich.
Europa ist die Antwort auf grenzüberschreitende Probleme.
Europa eröffnet für uns Bürgerinnen und Bürger Perspektiven, die man sich vor 60 Jahren nur wage erträumen hätte können.
Ich möchte nur auf die Möglichkeit sich innerhalb der EU frei zu bewegen hinweisen: Man kann im Binnenmarkt frei reisen, arbeiten oder studieren.
Heute zweifeln nur Menschen am Rande des politischen an der Erfolgsgeschichte.
Die zweifellos eine ist.
In unserem Europa profitieren junge Leute genauso von der EU wie ältere Generationen.
Die Gesellschaft im Ganzen profitiert vom wirtschaftlichen Erfolg des europäischen Binnenmarktes.
Durch den EU-Verbraucher-, Gesundheits- oder Klimaschutzes profitiert aber auch jeder Einzelne von den hohen europäischen Standards.
Doch Europa ist mehr als das, Europa ist eine Idee.
Diese Idee lautet: „In Vielfalt geeint“.
Diese Idee spricht vor allem die Bürgerinnen und Bürger Europas an.
Die enge Verknüpfung der verschiedenen Kulturen, Traditionen und Sprachen durch das Miteinander in Europa stellen eine große Bereicherung für den Kontinent dar.
Europa hilft den Menschen sich kennen und verstehen zu lernen, fördert Offenheit und Toleranz und baut Vorurteile ab.
Heute ist Europa eine der aufgeschlossensten, offensten Regionen dieser Welt, in der auch Andersdenkende als Mitglied der Gesellschaft akzeptiert werden.
Das gilt jedoch nicht für alle Weltregionen.
In Lateinamerika, Südostasien und besonders Afrika ist das Thema der Verfolgung von Personen, die z. B. mit Zauberei in Verbindung gebracht werden, noch heute aktuell.
Immer wieder hört man von der Ermordung von Menschen, die der Hexerei bezichtigt wurden.
Hier müssen wir ansetzen und Aufklärungsarbeit leisten.
Ein guter Ansatz dafür wäre, den europäischen Gedanken, bei dem Menschenrechte eine große Rolle spielen, nicht nur zu leben, sondern auch in andere Weltregionen zu exportieren.
So können wir es schaffen, das Leid der Menschen zu verringern.
Jetzt wünsche ich Ihnen einen gelungenen Ausstellungsstart und viel Vergnügen beim Theaterstück „Hexen-Litera-Tour“.
Vielen Dank.