Rede anlässlich der Baumpflanzaktion in Alzenau

Meine Damen und Herren, Friedrich von Schiller hat einmal gesagt:
„Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“.
Dem kann ich nur beipflichten und ich finde, dass wir uns glücklich schätzen können, hier in unserem schönen Franken mit hervorragendem Wein gesegnet zu sein.
Sehr geehrter Herr Präsident Steinmann,
Liebe Weinkönigin Frau Ziegler, herzlichen Glückwunsch zur Wahl,
Verehrter Herr Portzelt (Amtsleiter ALE Unterfranken)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister Scharwies,
Verehrter Herr stellvertretender Bezirkstagspräsident Jäger,
Herr Doneis,
Verehrte vinophile Damen und Herren,
Wie Sie sehen, ist meine Verbundenheit mit dem Frankenwein und dem Fränkischen Weinbauverband so ausgeprägt, dass ich es mir nicht habe nehmen lassen, die erste „große Reise“ mit meiner Tochter Chiara hierher an den Untermain zu machen. 
Sehr gerne habe ich – sozusagen ungewiss in die Zukunft blickend –  schon letzten Herbst die Einladung angenommen, Schirmherrin  der diesjährigen Aktion „Die Zibarte – Baum für Frankens Weinberge 2011“ zu werden.  
Der Wein hat für uns Franken eine besondere kulturhistorische Bedeutung.
Er ist ein fester und nicht wegzudenkender Teil unserer Lebensart.
Unser Frankenwein hat einen international renommierten Ruf und wird vielfach prämiert.
Dieser Erfolg ist auch ausschlaggebend für den Tourismus und das Image als moderne Genussregion.
Der fränkische Weinbauverband hat bei der Platzierung und Vermarktung des Frankenweins eine hervorragende Arbeit geleistet.
Und die Winzer haben mit ihrem Ideenreichtum und immer neuen Angeboten rund um das Traditionsprodukt dazu beigetragen, die Genussregion Franken mit Leben zu füllen und Gäste von Nah und Fern anzulocken.
Meine Damen und Herren, wo man modernisiert, darf man vor allem in unserer schnelllebigen Gesellschaft, das Alte, Bewährte nicht außer Acht lassen.
Daher freue ich mich, heute bei dieser Baumpflanzaktion mit dabei sein zu dürfen.
Im Jahr 2000 haben das Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken und der Fränkische Weinbauverband erstmals die Aktion „Baum für Frankens Weinberge“ ins Leben gerufen.
Damals war der rote Weinbergpfirsich der Baum des Jahres.
Heute ist es die Zibarte, eine sehr alte Wildpflaumenart.
Die Einbürgerung alter traditioneller Arten trägt nicht nur zum Erhalt unserer uralten Kulturlandschaft, sondern auch zum Erhalt unseres Kulturguts bei.
An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich den Volks- und Raiffeisenbanken danken, die heute von Herrn Jäger vertreten werden.
Eine solche Aktion muss natürlich auch finanziert werden.
Die Volks- und Raiffeisenbanken unterstützen die Aktion maßgeblich, in dem sie jedem Weinbauverein in Franken einen Zibartenbaum spendieren.
Vielen Dank dafür!
Auch Europa leistet einen großen Beitrag zum Naturschutz.
Neben den stetigen Bemühungen, bei der täglichen Gesetzgebung ein Miteinander von Ökologie und Ökonomie zu garantieren, hat die EU auch spezifische Förderprogramme aufgelegt, um den Umweltschutz und die Artenvielfalt zu garantieren.
Das europäische Förderprogramm Life+ unterstützt Umwelt- und Naturschutzvorhaben.
Die Tatsache, dass das Förderprogramm „Life“ zum ersten mal 1992, als vor knapp 20 Jahren aufgelegt wurde, zeigt, dass sich die EU schon sehr früh der Bedeutung des Natur- und Umweltschutzes bewusst war und entsprechende Maßnahmen in diese Richtung getroffen hat.
Ziel des Programms Life+ ist es, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in der EU zu leisten, indem es die Umweltpolitik weiterentwickelt und dafür sorgt, dass die Umweltbelange auch in anderen Politikbereichen ausreichend Beachtung finden.
So stehen Natur und biologische Vielfalt genauso im Mittelpunkt wie eine Verbesserung der Umweltpolitik und der Verwaltungspraxis sowie die Information und Kommunikation.
Auch der fränkische Weinbauverband kann von Life+-Fördermitteln profitieren und hat bereits erste Schritte in die Wege geleitet, um an diese Mittel zu gelangen.
Darüber freue ich mich sehr, denn als Anwältin meiner Heimatregion in Brüssel ist es mir immer ein sehr großes Anliegen, dass möglichst viele Fördermittel nach Unterfranken fließen.
Sehr gerne habe ich daher auch Ende letzten Jahres den Kontakt zum Bayerischen Umweltministerium hergestellt, das für die Bewilligung der Life+-Mittel in Bayern zuständig ist.
Gemeinsam mit der Stadt Iphofen wurde ein Antrag zur Realisierung eines Pilotprojektes zur Oberflächenwassergewinnung gestellt.
Ich drücke die Daumen, dass dieser Antrag positiv beschieden wird und biete Ihnen an dieser Stelle auch noch einmal meine Unterstützung an.
Weitere mögliche Förderprojekte wären:
Ein Pflege- und Nutzungskonzept für Steillagen im Bereich des Maintals (Bereich Klingenberg bis Wertheim).
Eine Imagekampagne zur Sensibilisierung von besonders schützenswerten Lebensräumen
Sowie ein Projekt zur Vorbeugung der Bodenerosion (Bereich Escherndorf).
Meine Damen und Herren, Sie sehen, dass selbst die Fördermittel in diesem einen Förderprogramm vielfältig sind.
Ich hoffe sehr, dass möglichst alle dieser Projekte bewilligt werden und unser fränkischer Weinbau dadurch weiter gestärkt wird.
Sie sehen: Europa ist nicht so fern wie es manchmal scheinen mag und tut auch hier vor Ort für unseren Weinbau viel Gutes.
An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass der Weinbau ein wichtiger Wirtschaftszweig der EU ist, und die Fördermittel gut investiert wären.
Der Weinsektor ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in der EU.
1,5 Mio. Winzer in Europa bewirtschaften rund 3,4 Mio. Hektar Land.
Die Weinproduktion macht  5,4 % der landwirtschaftlichen Produktion in Europa aus, und befindet sich daher auf ähnlichem Niveau wie die Weizenproduktion.
Mit Frankreich, Spanien und Italien sind die 3 größten Weinroduzenten der Welt EU-Mitgliedstaaten.
Deutschland ist neuntgrößter Weinexporteur der Welt.
Das Weinanbaugebiet Franken hat innerhalb Deutschlands eine herausragende Stellung.
Wie die seltenen uralten Obstsorten, wie beispielsweise die Zibarte, sind auch  die traditionellen Steillagen  fester Bestandteil unserer fränkischen Kulturlandschaft.
Die steinigen mit Reben bepflanzten Steilhänge sind aus ganz Unterfranken nicht wegzudenken und sind längst zu einem Markenzeichen der Region geworden. 
Die Steillagen bereichern aber nicht nur unser Landschaftsbild, sondern tragen zum Erhalt der Biodiversität bei.
Aufgrund ihres starken Gefälles sind sie aber besonders arbeits- und zeitintensiv.
Das Pflanzrechtregime beinhaltet, dass nur derjenige Wein anbauen darf, der Rechte besitzt.
Es garantiert derzeit, dass die Steillagen trotz ihrer Arbeitsintensität bewirtschaftet werden.
Wenn der Anbaustopp fällt, hätte dies nicht nur weitreichende Konsequenzen für die Qualität des Weines sondern auch für unser Landschaftsbild, da sich die Bewirtschaftung der Steillagen nicht mehr lohnen würde.
Die verheerenden Folgen können wir schon heute an der Mosel beobachten.
Einige der Steillagen werden dort nicht mehr bewirtschaftet.
Die Weinbaukulisse hat sich dadurch gravierend verändert mit Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt.
Dem gilt es so gut wie möglich entgegen zu wirken.
Bei der Weinmarktreform konnten wir einen Teilerfolg erringen.
Der Anbaustopp wäre eigentlich schon 2010  ausgelaufen.
Wir haben zusammen mit den Franzosen im Rat verhindert, dass das Pflanzrechtregime schon 2010 ausgelaufen ist.
Das Resultat aus der Weinmarkt-Reform ist: Das Pflanzrechtregime bleibt auf europäischer Ebene bis 2015 erhalten und kann national bis 2018 verlängert werden.
Wir werden die Kommission weiter unter Druck setzen, dass es zu dieser Verlängerung kommt.
Das wird aber nicht leicht, da nur die weinproduzierenden Länder dafür sind.
Ich werde weiterhin mit viel Herzblut kämpfen.
Und wir haben eine wichtige Verbündete.
Angela Merkel hat auf der Intervitis Interfructa letztes Jahr in Stuttgart gesagt, dass sie sich für eine Verlängerung der Pflanzrechte einsetzen wird.
Günther Oettinger ist sich als ehemaliger Ministerpräsident eines traditionellen Weinlandes auch der Thematik bewusst.
Er hat bereits signalisiert, dass der Landwirtschaftskommissar Ciolo? für Gespräche offen ist.
Aber wir müssen natürlich gemeinsam und mit geballtem Einsatz weiter kämpfen.
Daher habe ich Ilse Aigner in eine Steillage eingeladen und sie wird auch  zur diesjährigen Weinleseeröffnung kommen.
Für Juni werde ich ein Gespräch zwischen Oettinger, Ciolo? und einigen Kollegen, die aus Weinregionen kommen, organisieren.
Was ich jetzt schon als gute Nachricht überbringen kann: Unter den Beteiligten herrscht Bewusstsein, welche Auswirkungen ein Fall des Anbaustopps auf die europäische Weinwirtschaft hätte.
Und: Erst im Februar hat der Bundesrat eine Entschließung zur Verlängerung der Pflanzrechte verabschiedet.
Damit fordert der Bundesrat die Bundesregierung auf, frühzeitig auf die Europäische Kommission einzuwirken, so dass die vorübergehende Pflanzungsrechtregelung bis einschließlich 2025 verlängert wird.
Außerdem ist der Bundesrat dafür, dass die Ausgestaltung der Anbauregeln in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten zu übertragen.
Dies hätte dann zur Folge, dass die Mitgliedstaaten selbst entscheiden können, ob sie am Anbaustopp festhalten, oder nicht.
Bin guter Dinge, dass wir in Deutschland zunächst die Möglichkeit einer nationalen Verlängerung bis 2018 in Anspruch nehmen werden, so dass das Pflanzrechtregime auf jeden Fall einmal bis 2018 erhalten bleiben wird.
Mein Anspruch ist es als Anwältin meiner Heimatregion in Brüssel für den Erhalt der Traditionen zu kämpfen.
Daher werde ich wieder mit genauso viel Herzblut für die Interessen der fränkischen Winzer kämpfen, wie ich es bei der Weinmarktreform gemacht habe.
Gemeinsam mit dem Fränkischen Weinbauverband und den Winzern: konnten wir große Erfolge verzeichnen.
Durch unseren gemeinsamen Einsatz konnten wir viele Vorschläge der Kommission, die über das Ziel hinausschossen, verhindern und sogar noch Vorteile für unsere Winzer herausverhandeln.
Kurz zu den einzelnen Erfolgspunkten:
Neue, zusätzliche Fördermittel für den fränkischen Weinbau.
Durch schrittweises Auslaufen der Destillationsbeihilfen werden die   Überschüsse von Billigwein aus Südländern abgebaut.
Das Geld fließt in die nationalen Finanzrahmen.
Für den fränkischen Weinbau heißt das konkret, dass zusätzliche Fördermittel zur Verfügung stehen, die sich bis 2014 auf 2,3 Mio. Euro jährlich erhöhen werden.
Eine einzelbetriebliche Förderung ist möglich!
Unser bewährtes Qualitätsweinsystem, das „die kontrollierte Qualität im Glas“ garantiert, bleibt weiterhin erhalten.
Die Sacharoseanreicherung ist weiterhin möglich.
Auch bleibt das traditionelle Bezeichnungsrecht bestehen.
Das intensive Werben um Bocksbeutel war erfolgreich – der gesetzliche Schutz bleibt erhalten.
Wir haben schon einiges erreicht, aber wir müssen weiterhin im Sinne unserer Winzer gegen die Liberalisierung kämpfen
Ich versichere Ihnen, dass ich mein Möglichstes dazu beitragen werde.
Wir Franken haben uns noch nie was nehmen lassen: Von den Altbayern nicht unsere fränkische Identität und von Europa weder Wein noch Bocksbeutel
Und das ist gut so, meine Damen und Herren.
Danke.