Statement zur Pressekonferenz auf dem 1. Bundeskongress für Solare Wärme

Schwindende Ressourcen, stark steigende Energiepreise und die zunehmende Belastung unserer Umwelt.
Angesichts solcher Entwicklungen müssen wir zunehmend diskutieren, in welchem Maße sich Bedeutung und Gewicht der einzelnen Energieträger im Energiemarkt ändern muss.
Ein Schlüssel liegt in der verstärkten Nutzung regenerativen Energien.
Hiervon bin ich überzeugt.
Wärme, Treibstoffe und Strom.
Die gesamte Breite der Energienachfrage muss durch angemessene und überlegte Forschungsförderung gestützt werden.
Es muss uns gelingen das enorme, noch schlummernde Potenzial der heimischen erneuerbaren Energieträger zu erschließen.
Es wäre fatal für unser Land, wenn es Bedenkenträgern und Rückwärts-Lobbyisten gelänge, Innovation und Zukunftstechnologien zu verschleppen oder ganz auszubremsen!

Wir reden hier nicht nur von Umweltschutz, sondern auch von gewaltigen wirtschaftlichen Potenzialen und energiepolitischer Unabhängigkeit!
Das muss man in aller Deutlichkeit sagen.
Die Chancen für eine deutliche Ausweitung der Nutzung regenerativer Energien stehen gut, vor allem weil das Bewusstsein in der Bevölkerung hierfür wächst.
Der Anstieg des Ölpreises auf zeitweise über 70$ pro Barrel ist leider nicht das Ende der Fahnenstange.
Die Überflutungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Rumänien und anderen Ländern, die Waldbrände in Spanien und Portugal und die Wirbelstürme im Golf von Mexiko sind nach überwiegender Meinung auf den Klimawandel zurückzuführen.
Solche extremen Wetterereignisse haben in den letzten Jahren definitiv zugenommen.
Solchen Ereignissen ist es geschuldet, dass allerorts über erneuerbare Energien geredet wird.
Erstaunlich dabei ist, dass ein wichtiger anderer Bereich, der Wärmebereich, dagegen fast völlig vergessen wird.
Wir, und damit meine ich Sie als Verbandsvertreter und uns als Politiker, müssen den Bürgerinnen und Bürgern verständlich machen, dass man mit Wind und Sonne allein die Stromversorgung der nächsten Jahrzehnte nicht sicherstellen kann.
Die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt ist eine der großen energiepolitischen Herausforderungen in Europa.
Daher verdient meiner Ansicht nach das Engagement des Europäischen Parlamentes sehr viel mehr Beachtung als dies bisher der Fall ist.
Wir als EVP-Fraktion haben erreicht, dass in den Turmes-Bericht aus dem September eine Aufforderung an die Kommission eingeflossen ist, eine Richtlinie über die Förderung der Nutzung von erneuerbaren Energien im Bereich Wärme und Kühlung zu erlassen.
Aus meiner Sicht – und da bin ich mit meinen Fraktionskollegen einig – sprechen folgende Gründe für diese Richtlinie:

1. Wir sind zu abhängig vom Öl.
Europa importiert zur Zeit 50% seiner Primär-Energie.
Die Abhängigkeit von Öl ist im Wärmebereich größer als im Stromsektor, weil hier weder Kernenergie noch Kohle eine nennenswerte Rolle spielen.

2. Klimaschutz ist heute dringender notwendig als je zuvor.
99% der Wissenschaftler gehen von einem Zusammenhang vom Treibhauseffekt mit CO2- Emissionen aus.
Wer die Notwendigkeit zum Klimaschutz negiert, versündigt sich an unseren Kindern.

3. Im Wärmemarkt spielt die Windkraft keine Rolle.
Vielfach herrscht eine Abneigung gegen erneuerbare Energien wegen des scheinbar übertriebenen Ausbaus der Windkraft.
Im Wärmemarkt spielt die Windkraft keine Rolle.
Die Nutzung etwa von Solarmodulen zur Erzeugung von Wärme ist mit wesentlich weniger Eingriffen in die Landschaft und mit weniger Problemen für die Einwohner verbunden.

4. Eine europäische Lösung senkt die Kosten.
Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit Solarer Wärme steigern.
Wir brauchen höhere Stückzahlen.
Die Wirtschaftlichkeit wird schneller erreicht, wenn Europa zusammenarbeitet.

5. Arbeitsplätze ohne dauerhafte Subventionen.
Der Bereich ist extrem arbeitsplatzintensiv.
Zum Beispiel im Installateurhandwerk oder in der Land- und Forstwirtschaft würden dauerhaft regionale Arbeitsplätze gesichert.
Die politisch verursachten Kosten in der Anfangszeit würden sich sehr schnell amortisieren, da dauerhaft mehr Geld in den regionalen Wirtschaftskreislauf fließt.

„Durch diese Richtlinie soll ein eindrucksvolles Zeichen gesetzt werden“, ich zitiere den BDH, „um günstige Rahmenbedingungen in den Mitgliedsstaaten der EU für die Verstärkung der erneuerbaren Energien im Wärmemarkt zu schaffen.“ Ich teile diese Auffassung.
Daher verdient das Votum des Europäischen Parlaments breite Unterstützung.
Die Europäische Kommission soll den Richtlinienvorschlag so schnell wie möglich vorlegen und der Ministerrat muss, gemeinsam mit dem Europäischen Parlament, schnell an einer pragmatischen, unbürokratischen, kostengünstigen, aber effektiven Richtlinie arbeiten.
Die neue Bundesregierung ist aufgerufen, dies in Berlin und Brüssel aktiv zu unterstützen.
Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar Zahlen nennen, die die Bedeutung der Solarthermie deutlich machen:
90.000 zusätzliche Arbeitsplätze bis 2010, sogar 200.000 bis 2020; prognostizierter Umsatz bis 2010: 1,5 Milliarden Euro.
Erwartetes Marktwachstum in den nächsten Jahren: deutlich über 10 %.
Fast 90 % des Energiebedarfs von Privathaushalten wird für die Wärmegewinnung verwendet ? großes Marktpotential!
Ich denke, dass ich Ihnen das Potential der Solarthermie und den Willen des Europäischen Parlaments, sie zu fördern, deutlich machen konnte.
Ich danke Ihnen.