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Als Neuling hat man es in Brüssel nicht leicht

Main Echo

Unterfränkische EU-Abgeordnete Anja Weisgerber seit 100 Tagen im Amt - eine der jüngsten Abgeordneten
»Anja, spring auf!«, ermunterte Manfred Weber, ebenfalls Neuling auf dem Brüsseler Parkett, seine JU-Parteifreundin Anja Weisgerber vor der Nominierung als unterfränkische CSU-Kandidatin für die Europawahlen. Anja Weisgerber sprang auf den EU-Zug (wahlweise über Aachen oder Köln. Von letzterem ist jedoch dringend abzuraten) auf und ist längst in Brüssel angekommen. Brüssel-Luxemburg heißt der moderne Bahnhof direkt am Parlamentsgebäude. Oft fliegt Anja Weisgerber auch zur Arbeit, also nach Brüssel oder Straßburg und wieder zurück in den Wahlkreis, wo sie am Wochenende in der Regel von Termin zu Termin eilt und im Schweinfurter »Europabüro« präsent ist. Seit 100 Tagen ist Anja Weisgerber »unsere« Abgeordnete im Europaparlament. Mit ihren gerade mal 28 Jahren ist die promovierte Juristin eine der jüngsten Abgeordneten. Auch ihre wichtigsten Mitarbeiter sind noch keine 30: Tobias Gotthardt, Referent und Büroleiter, ist ein Jahr jünger als seine Chefin, Angela Hoffmann, die Sekretärin, ist ein Jahr älter als Anja Weisgerber. Wäre es nicht von Vorteil, erfahrenere Mitarbeiter um sich zu haben? »Hatte ich auch überlegt«, gibt Weisgerber zu, fährt dann aber mit einem energischen »aber« fort: »Ich muss schauen, dass ich den Mitarbeitern zeige, dass ich die Chefin bin. Und das ist schwierig, wenn man mit jemand wirklich Erfahrenem zusammenarbeitet, der seit vielen Jahren im Geschäft ist, der mich dann vielleicht zu sehr lenkt. Das wollte ich nicht.« Außerdem sei es toll mit einem jungen Team zusammenzuarbeiten, da man ähnliche Einstellungen habe. Mindestens einmal am Tag trommelt Weisgerber ihre Mitarbeiter in ihrer kleinen Büroeinheit (mit Dusche und WC) im 15. Stock des Parlamentsgebäudes zusammen, um Termine durchzugehen. Anja Weisgerber ist eine Anhängerin des »papierlosen Büros«. Der Schreibtisch ist relativ leer »und das soll auch so bleiben«. Ihr elektronischer Planer ist alles in einem: Kalender, Telefon, Notizbuch. Für die Besprechung gibt es dann Ausdrucke der Aufgabenlisten, die jeder hat. Die wenigste Zeit verbringt ein Europaabgeordneter im Plenarsaal. Es ist die Arbeit in den Fraktionen, Ausschüssen und Arbeitskreisen, die den Tagesablauf bestimmen. Hinzu kommen Gespräche mit Lobbyisten, Journalisten, Besuchergruppen aus dem Wahlkreis und natürlich mit anderen Politikern. In der vergangen Woche traf Weisgerber beispielsweise Thomas Mann (CDU), den Abgeordneten des Main-Tauber-Kreises, um mit ihm über die Arbeit im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten zu reden. Zwar ist Weisgerber in diesem Ausschuss nur stellvertretendes Mitglied, dennoch würde sich die »Schafferin«, wie sie sich selbst bezeichnet, gerne zum Thema Patientenmobilität einbringen. Das Thema ist für Weisgerber wegen der Bäderregion in ihrem Wahlkreis vorrangig. Als Neuling hat man es auf dem Brüsseler Parkett nicht leicht: »Man darf nicht zu sehr vorpreschen.« Deshalb ist Weisgerber besonders stolz darauf, Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit zu sein. Darauf habe sie bereits im Wahlkampf hingearbeitet und »immer wieder gesagt, dass Umweltpolitik mein Schwerpunkt ist«. Kurz vor der Besetzung des Ausschusses habe es »noch ein kleines Störfeuer« gegeben: »Plötzlich wollten unheimlich viele in den Umweltausschuss.« Gemeint sind CDU-Abgeordnete. Die CSU-Landesgruppe habe aber wie eine Wand hinter ihr gestanden. »Wenn wir uns nicht durchsetzen, dann können wir uns ja auch abspalten. Die CSU kann eine eigene Fraktion gründen, dann haben wir erst recht Anspruch«, sagt Weisgerber. Das sei wegen der Ausschussbesetzung aber nicht angedroht worden. Wenn Weisgerber ihre persönliche 100-Tage-Bilanz aufstellt, erwähnt sie zuerst die Mitgliedschaft »in den zwei wichtigen Ausschüssen« und dass sie sehr gut in die Arbeit eingebunden werde. »Das war der größte Erfolg.« Trotz aller Europa-Begeisterung legt sie Wert darauf, dass sie nicht »nur« Abgeordnete ist. Seit Anfang des Jahres hat sie ihre Anwaltszulassung. Welche Schwächen gibt es? »Ich tu' mir sehr schwer, nein zu sagen und neige dazu, zu viele Termine anzunehmen.« Angela Hoffmann muss sich dann überlegen, wie ihre Chefin in München sein kann, obwohl sie eigentlich in Brüssel sein müsste beziehungsweise in Ochsenfurt. Da muss man Prioritäten setzen: Beispielsweise ein Abendessen mit Hans-Gert Pöttering (CDU) in Brüssel absagen, wenn sich in Berlin ein Gespräch mit Michael Glos (CSU) ergibt. Terminkollisionen sind denn auch die einzigen Pannen, die bisher auftraten. Ein Blackout vor 200, 300 Leuten ? Das ist lediglich ein Horrorszenario, das Weisgerber sich ab und zu ausmalt. »Private Termine«, so nennt Anja Weisgeber es, ließe der 12- bis 16-Stunden-Arbeitstag momentan nicht zu. »Aber das muss sich mit der Zeit auch wieder ein bisschen ändern.« Für Wellness- und Schönheitsprogramme bleibt keine Zeit. Maniküre und Massagen derzeit Fehlanzeige. Das Fitnessstudio, das es im Parlamentsgebäude gibt, kennt Anja Weisgerber nur vom Hörensagen. »Man macht nur das, was unbedingt notwendig ist, wie Frisör. «Auf die Frage, ob Anja Weisgerber schon mal beim Parlamentsfrisör war, ein promptes »ne«: »Frisör, das ist Vertrauenssache. Ich gehe in Schweinfurt zu einer Freundin .Das verbinde ich dann auch damit, mit ihr ein bisschen zu plaudern.« Also doch auch ganz Mensch, beziehungsweise ganz Frau. Trotz der Überfliegerqualitäten.