Saalezeitung
Europa-Abgeordnete Dr. Anja Weisgerber (CSU) absolvierte ihren Antrittsbesuch im Rathaus
Bad Kissingen: Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa. Über diesen alten Scherz kann die neue Europa-Abgeordnete aus der Region nur müde lächeln. Mit jugendlichen Elan schickt sich die promovierte Juristin Anja Weisgerber (CSU) an, auf den politischen Spuren der großen Ursula Schleicher zu wandern. Jetzt machte die 28-Jährige in Bad Kissingen ihren Antrittsbesuch. Der löste bei Oberbürgermeister Karl Heinz Laudenbach und Landrat Thomas Bold eine mittelschwere Euphorie aus. Sie versprechen sich eine Menge von diesem "Draht" zur Europäischen Union (EU). Denn Frau Dr. Weisgerber gehört den EU-Gremien für Umwelt, Volksgesundheit und Lebensmittel sowie für soziale Sicherheit und Beschäftigung an. Besser hätte es für die Kurbäder in der Gesundheitsregion kaum kommen können, glauben beide. Bold sieht hier eine "ideale Verknüpfung", die "Ausschussbesetzung könnte für uns nicht besser sein".
Kur, Kultur, Natur
Laudenbach – "Bayern ist mehr als die Alpen, die Seen und Neuschwanstein" – sagte, die Region müsse sich auf europäischer Ebene präsentieren; gemeinsam sei man stark, nicht als Einzelkämpfer. Es mache "Mut und Hoffnung", mit der jungen Politikerin einen "unmittelbaren Ansprechpartner" bei der EU zu haben. Er erwartet sich davon "schnelle und unbürokratische Hilfestellungen auf höchster Ebene".
Dr. Weisgerber sieht "sehr gute Ansätze" für eine Zusammenarbeit mit der Kombination aus Kur, Kultur und Natur. Sie wolle sich informieren, ob und wie die EU da fördern kann. Auch will sie Laudenbach und seinen Kollegen aus dem tschechischen Karlsbad nach Brüssel Anfang 2005 einladen. Beide Bäder sollen ihre Zusammenarbeit ausbauen. Die Angst vor der Konkurrenz hält Dr. Weisgerber nicht für begründet: "Von der Qualität her sind wir Spitze".
Grundsätzlich versteht sich die Juristin aus Schwebheim als "Lobbyistin für die Region" und als deren Anwätin. Sie habe in Schweinfurt (Karl-Götz-Straße, Telefon: 09723/938529) ein Europa-Büro eingerichtet und sei darüber ständig erreichbar. In Brüssel befasse sich ein Mitarbeiter mit Förderprojekten. Dem TC Rot-Weiß Bad Kissingen habe sie hier schon weiterhelfen können. Ansonsten outete sich die CSU-Poitikerin als "Fan von Bad Kissingen", das sie schon oft besucht habe und daher sehr gut kenne. Dr. Weisgerber ist seit etwa 100 Tagen im Amt, hat nach eigenen Angaben aber schon erste Erfolge errungen. So ist sie Berichterstatterin zu zwei nicht unwichtigen Themenstellungen und ""stolz, 1,3 Millionen Unterfranken vertreten zu dürfen" im Europa-Parlament. Außerdem habe sie bisher viele Antrittsbesuche gemacht, die international besetzte "Junge Gruppe" mitinitiiert und sich vielfach informiert. Sie war Mitglied einer Delegation, die China besucht hat. Dort sei die Deutsch-Chinesische Fußball-Akademie in Bad Kissingen bekannt gewesen. Da habe "der OB was Tolles erreicht", lobte sie Laudenbach. Das könne der Region Auftrieb bringen.
Im Parlament sei sie "ins kalte Wasser gestoßen" und sofort voll in die Arbeit eingebunden worden. Aber: "Mein Traumjob".