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Für uns im Europaparlament

Stadtzeitung

Stadtzeitungs-Redakteurin Constanze von Haza-Radlitz besucht Anja Weisgerber in Straßburg
Die Handtasche von Anja Weisgerber ist so groß wie manch kleiner Reisekoffer. Den täglichen Einsatz sieht man der Tasche an. An den Ecken ist das braune Leder runtergeschruppt, die glatten Flächen übersät von Kratzern. Dennoch ist diese Tasche vielleicht das Beständigste im Leben Anja Weisgerbers. Sie trägt sie ständig bei sich. Sie begleitet sie zu jeder Sitzung, zu jedem Termin, ist Herr über Handy und Timer. Sie ist eine Art mobiles Sekretariat. Denn Anja Weisgerber ist viel unterwegs – mindestens 44 Wochen im Jahr. Brüssel, Straßburg, letzte Woche Montreal. So ist das Leben einer Europa-Abgeordneten.

Vor fast zwei Jahren ist Anja Weisgerber ins Europa-Parlament eingezogen. Aufgestellt von der CSU, zuständig für 1,3 Millionen Unterfranken. Seitdem hat sie ihre Tasche wahrscheinlich schon durch jeden der unendlich langen Flure des Parlaments-Gebäudes getragen. Vom Haupteingang - inklusive aller Kontrollen - bis zum Büro von Anja Weisgerber ist es ein langer Weg. Zimmer 004 im 10. Stock ist ein kleiner Raum. Nicht größer als ein durchschnittliches deutsches Kinderzimmer. Dafür hat sie 3 davon. Eines in ihrem Schweinfurter Wahlkreis, eines in Brüssel und eines in Straßburg. Das Zimmer bietet nicht viel Platz für persönliche Dinge. Ein Schreibtisch, ein kleines Sofa und ein zweiter Arbeitsplatz für ihren persönlichen Assistenten. Schön an diesem Büro ist eigentlich nur der Ausblick. Wenn Anja Weisgerber aus dem Fenster schaut, dann sieht sie den lichtdurchfluteten Innenhof mit dem Schachbrett-Boden. Es ist ein Oval - Ein Symbol, dass die Europäische Union noch lange keine runde Sache ist. Stimmt, kaum einer kennt mehr von der EU als zwei immense Verwaltungs-Apparate mit Sitz in Straßburg und Brüssel.

Die EU ist nicht „Tokio Hotel“

Trotz 25 Mitgliedsländern, dem Euro und dem internationalen Führerschein ist Europa für die Menschen immer noch viel zu weit weg. Anja Weisgerber versucht ihre Arbeit im Parlament auf die Heimat-Region runterzubrechen. Welche Konsequenzen hat die Pyrotechnik-Verordnung der EU für Takata Petri in Aschaffenburg? Wie wirkt sich eine Sonnenschutz-Richtlinie auf die Kellnerin im Biergarten aus? Welche Fördermittel können Firmen wie ZENTEC in Großwallstadt zur Verfügung gestellt werden? Trotzdem ist die EU nach wie vor eine Black-Box unter der sich keiner etwas vorstellen kann. Anja Weisgerber versucht Licht ins EU-Dunkel zu bringen. Regelmäßig lädt sie Journalisten ein, steht Rede und Antwort. Sie empfängt Studentenklassen, in der Hoffnung dass sie die EU irgendwie cool finden. Es ist noch ein weiter Weg in Sachen Marketing. Die EU ist nun mal nicht „Tokio Hotel“.

Der fränkische Dialekt macht sie glaubwürdig

Werben für die EU und für sich selbst. Für ihre eigene Person musste die studierte Juristen kräftig die Werbe-Trommel rühren. Als die Schweinfurterin ins Europa-Parlament einzog, war sie gerade 28 Jahre alt. Heute sagt sie, sie war einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Tatsache ist, unter den Abgeordneten ist sie eine der Jüngsten. Vorurteilen, vor allem von Seiten der älteren Kollegen, begegnet sie mit Arbeit. Anja Weisgerber ist fleißig. Derzeit arbeitet sie in drei Ausschüssen. Ihr Schwerpunkt ist die Umweltpolitik. Für fünf Themen fungiert sie als Berichterstatterin. Innerhalb der CSU-Gruppe ist sie für vier Bereiche die politische Sprecherin. Anja Weisgerber spricht mit Überzeugung und sie spricht mit fränkischem Dialekt. Irgendwie macht sie das authentisch und glaubwürdig. 3 Ausschüsse und Minimum 60 Stunden Arbeit in der Woche. Es scheint, als wolle Anja Weisgerber immer ein bisschen besser sein als andere. Vielleicht muss sie das auch. Ganz vorn dabei und nie aufgeben. Eine Philosophie, die die mehrfache bayerische Tennismeisterin während ihrer Karriere als Leistungssportlerin gelernt hat. Auf dem Tennisplatz macht der 30-Jährigen keiner was vor. Matchball für Anja Weisgerber.

Note 5 für schlechtes Benehmen!

Es ist Dienstagmorgen – der anstrengenste Tag während der Straßburger Sitzungswoche. Für Anja Weisgerber hat der Tag um 6.30 begonnen. Enden wird er gegen 23 Uhr. Anja Weisgerber geht zu Bett, wenn Kerner und Beckmann ihren Auftritt haben. Auf dem Programm steht die Sitzung des Umweltausschusses. Anschließend ein Lobbyisten-Gespräche mit Vertretern des Einzelhandels. Zwischendurch schickt Anja Weisgerber Pressemitteilungen um die Welt. 11.30 Uhr: Pause. Anja Weisgerber gönnt sich einen frisch gepressten Orangensaft in der Members-Bar. Die kleine Bar mit roten Samt-Stühlen und Blümchen-Teppichboden ist ausschließlich den Abgeordneten vorbehalten. Um 12 Uhr beginnt die Parlamentssitzung. Der akrobatische Teil des Tages. Hier ist Abstimmen angesagt. Dafür, Dagegen, Enthaltungen? Bitte Hand heben! Anja Weisgerber sitzt auf Platz 679, in einem blauen Ledersessel in der vorletzten Reihe. Den Platz hat sie sich nicht ausgesucht – die 732 Mitglieder sitzen nach dem Alphabet. Es ist ein guter Platz - von hier hat sie alles im Überblick. Den kann man hier schnell verlieren. Das Tempo in dem Anträge beschlossen oder abgelehnt werden, ist für Zuschauer in den obersten Rängen ohnehin nicht nachvollziehbar. Während der Sitzungen geht es zu wie im Taubenschlag. Es wird telefoniert, untereinander diskutiert, ein Kommen und Gehen. In der Schule hätte es das nicht gegeben. Da hätte es in der Kopfnote eine ordentliche 5 gehagelt. Erst recht, wenn man im Unterricht nicht aufpasst. Denn in all dem Trubel kommt es schon mal vor, dass einen der Nachbar erinnern muss, wann man die Hand zur Abstimmung zu heben hat. 13 Uhr: Die CSU-Gruppe trifft sich zur gemeinsamen Sitzung. Ganz geheim, Journalisten sind hier nicht zugelassen. An diesem Tag ausnahmsweise schon, schreiben dürfen wir über das interne Treffen aber nicht. Es folgt die Sitzung der deutschen EU-Gruppe. Um 18 Uhr empfängt Anja Weisgerber mal wieder eine Studentengruppe aus Bayreuth. Eine Stunde wirbt sie für die EU. Photo vor den Parlaments-Fahnen, dann muss sie zur Fraktions-Sitzung. Bis 20.30 Uhr wird von Vogelgrippe über Kulturhauptstädte bis zum nächsten Tagungskalender diskutiert. 21 Uhr: Für eine Stunde trifft sich Anja Weisgerber mit Journalisten zum Abendessen. 15 Stunden Arbeit liegen hinter ihr. Trotzdem steht sie jeder Frage Rede und Antwort. Erst gegen 22 Uhr entschuldigt sie sich und steht auf. Schließlich muss die Politikerin am nächsten Tag wieder früh raus. Sie nimmt ihre braune Ledertasche, hängt sie über die Schulter und bricht in Richtung Hotel auf. Und fast scheint es, als wirke die Tasche noch ein wenig abgenutzter. Schließlich hat sie heute wieder etliche Kilometer zurückgelegt.