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Mehr Flexibilität gefordert: Enge Verknüpfung von Theorie und Praxis bei sehr hoher Qualität notwendig

Rhön- und Saalepost

Diskussion über "Duale Ausbildung und ihre Zukunft in Europa" in der Jakob-Preh-Schule
Bad Neustadt: Die duale Ausbildung und ihre Zukunft in Europa – darüber diskutierten kompetente Ansprechpartner aus Wirtschaft, Politik und Bildung im Foyer der Jakob-Preh-Berufsschule in Bad Neustadt. Am Herzen lag ihnen die Darstellung der beruflichen Ausbildung im Kontext der europäischen Staaten. Gedanken machten sie sich über diesbezügliche Problemstellungen, noch mehr aber, wie man sich mit den derzeitigen beruflichen Bildungskonzepten darauf einstellen kann. "Müssen wir uns jetzt nur innerhalb der Bundesrepublik fit machen oder hat die berufliche Ausbildung auch europaweite Auswirkungen?" Diese Frage stellte Schulleiter Klaus Saar gleich zu Beginn der Diskussion in den Raum. Ausbildung sei keine Verdienstphase, sondern eine Investition in die Zukunft, so Dr. Ernst-Rudolf Bauern, Geschäftsführer der Preh-Werke Bad Neustadt. "Wer nicht bereit ist, in die Zukunft zu investieren, der wird später auch nicht von ihr profitieren" oder salopp ausgedrückt, "Wer nicht sät, wird nicht ernten". Zeit, Kraft und Energie seien die Grundvoraussetzungen, eine Lehrzeit lediglich der Einstieg in die Ausbildung. Lernen könne niemals abgeschlossen werden, sondern sei als lebenslanger Prozess zu verstehen. Eine vergleichbare Ausbildung wie bundesweit praktiziert hat Bauer nirgendwo angetroffen. Einen europäischen Vergleich bräuchte man daher nicht zu scheuen.
Dass das deutsche Ausbildungssystem ideal sei, um Menschen in den Arbeitsprozess einzugliedern, unterstrich Jürgen Bode, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt. Die duale Ausbildung zwischen Schule und Betrieb sprich Theorie und Praxis sei zwar "ganz in Ordnung", an der Fort- und Weiterbildung jedoch hapere es. "Lebenslanges Lernen" sei von entscheidender Bedeutung.
Nicht alles sei Gold, was glänzt, bemühte Hermann Sauerwein ein altes Sprichwort. Er ist Landesvorsitzender des Verbandes bayerischer Berufsschulen. Das duale System müsse durchaus auch kritisch hinterfragt werden. Man sollte endlich die Scheu vor anderen europäischen Systemen ablegen. Dass die deutsche Wirtschaft derzeit kränkelt, sei allgemein bekannt, wobei nur ein viertel der Unternehmer ausbildet. "Da liegt doch der Hund begraben." Landrat Thomas Habermann sprach von einem starken Wandel in kurzen Takten. Die Halbwertezeit des Wissens sinke stetig. Eine zunehmende Globalisierung erfordere im Gegenzug zunehmende Flexibilität. Eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis sei notwendig, noch dazu beides von sehr hoher Qualität.
"Ausbildung ist der Einstieg ins Berufsleben, aber dann geht es erst richtig los." Immer wieder und immer mehr spüren, dass Leute starr und wenig bereit seien, etwas Neues zu lernen, bemängelte Habermann. Deutsche Bürger hätten generell ein unglaublich hohes Sicherheitsbedürfnis. Es mangele an Risikobereitschaft. Die Menschen seien wenig offen für Veränderungen. "Was man da zureden muss." "Mut zum Risiko ist nötig für eine positive Entwicklung."
Anja Weisgerber, Mitglied des Europäischen Parlaments, stärkte der dualen Ausbildung den Rücken. Der hohe Praxisanteil habe sich bewährt. Stark in die Diskussion geriet die Frage, ob die Ausbildungsgänge zu stark spezialisiert seien. Die Diversifikation der Berufe habe auch einen finanziellen Aspekt. "Ausgehackt" werde das am grünen Tisch in Berlin, besonders betroffen seien dann die ländlichen Bereiche, so Habermann.
Jede Sparte erhebt mittlerweile Anspruch auf einen Spezialberuf, der dann entsprechend beschult werden muss. So könne es vorkommen, dass das Land die Ausbildung in der Stadt finanziert. Habermann machte es an einem Beispiel fest. Wenn ein Schüler aus Rhön-Grabfeld zur Schule in einen anderen Landkreis fahren muss, dann zahlt der hiesige Landkreis Gastgebühren. Das aber sei ein Holzweg. Habermann forderte energisch einen Schlussstrich. Das sei nicht mehr bezahlbar, das flache Land blute derweil mit allen Konsequenzen aus.
In der Schweiz beispielsweise gebe es nur einen einzigen Kaufmann, so Sauerwein. Deutschland leiste sich annähernd 80 verschiedene. Während Österreich die Anzahl seiner Ausbildungsberufe von etwa 270 auf rund 100 gesenkt habe, seien es hierzulande noch 350.
Kreishandwerksmeister Hugo Neugebauer prangerte das "ordnungspolitische Umschichten" der Auszubildenden an. Er sprach aus eigener Erfahrung. In seiner Lehrzeit wurde noch vor Ort ausgebildet, morgens gemeinsam in den berufsübergreifenden Fächern, nachmittags ging es dann spezifisch weiter.
Seit Jahren kämpfe er engagiert für eine gemeinsame Ausbildung. "Die Schüler werden derzeit völlig unsinnig herumgekarrt." So mancher habe gar keine Möglichkeit, von einem entlegenen Ort in der Rhön zur Schule in einen benachbarten Landkreis zu fahren. Das sei mitverantwortlich für die derzeitigen Probleme im Handwerk.
Eine deutliche Lanze brach Neugebauer auch für die handwerkliche Ausbildung. "Wenn Sie jemanden mit ausschließlich schulischer Ausbildung holen, dann brauchen Sie ein ganzes Jahr, um den auf die Reihe zu bringen." Frank Weth, Leiter der Berufsbildung an der Handwerkskammer, machte sich für eine breite berufliche Bildung stark, bei der die Sprachkompetenz äußerst wichtig sei. Englisch sei nun einmal die Weltsprache, die müsse bereits im Kindergarten eingeführt und kontinuierlich gelernt werde.
In der Ausbildung werde immer mehr gefordert. Unternehmen machen Druck, Schulen reagieren. Doch was sei mit den Menschen? Karl Breitenbücher, selbst Lehrer an der Jakob-Preh-Schule, unterrichtet auch Schüler, die der derzeitigen Spezialisierung nicht genügen können. Was werde aus denen? Die so genannten Lern- und Wissensschwachen würden große Probleme bereiten. Rund 15 Prozent aller Entlassschüler hätten derzeit keinen Ausbildungsvertrag in der Tasche. Das seien immerhin 15.000 junge Menschen.
Sauerwein redete sich in Rage. Die Schulzeit an Gymnasien wurde auf acht Jahre abgesenkt, die Schüler erhalten in der Eingangsstufe zusätzlichen "Intensivierungsunterricht", prangerte er mit harschen Worten an. Gleichzeitig werden schwache Menschen im Regen stehen gelassen. "Für den sozialen Bereich wird eindeutig zu wenig getan.