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Nachtschicht im St. Josef Krankenhaus

Schweinfurter Tagblatt

Dr. Anja Weisgerber will Richtilinie zur Arbeitszeit im EU Parlament vorantreiben.
Schweinfurt Was im scheinbar fernen Europa geschieht, betrifft die Bürger vor Ort direkt – am Arbeitsplatz oder am Geldbeutel. Besonders augenfällig wird dies bei der Änderung des deutschen Arbeitszeitgesetztes als Reaktion auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Ärzte, Krankenschwestern, Bundeswehrsoldaten und Feurwehrleute. Um diese Auswirkungen zu kennen, hat die unterfränkische Europaabgeordnete Dr. Anja Weisgerber eine Nachtschicht im Schweinfurter Krankenhaus St. Josef mitgemacht, das Gespräch mit Betroffenen gesucht und nebenbei noch eine Geburt und eine Operation miterlebt. Weisgerber arbeitet derzeit im Sozialausschuss des Europaparlaments an der Novelle der Eu-Richtlinie mit. „Die Umstellung auf reine Schichtdienste würde gerade für die Familien unserer Mitarbeiter problematisch“, beklagte Chefarzt Dr. Roland Vieth die Streichung der Bereitschaftsdienste ab 2006 durch das neu gefasste deutsche Arbeitszeitgesetz für kirchliche Krankenhauseinrichtungen. So müssten die rund 35 Ärzte und 50 Krankenschwestern im Bereitschaftsdienst (OP, Labor, Röntgenabteilung) des St.-Josef-Krankenhaus mit erheblichen Gehaltseinbußen bis zu einem Drittel rechnen. Für Patienten bedeutete der Schichtdienst zudem „weniger Kontakt zwischen Patient und Arzt“.
Der St.-Josef-Geschäftsfüherer Bruno Stumpf rechnet damit, wegen der Neuregelung fünf bis sechs neue Ärzte einstellen zu müssen, da die maximale Wochenstundenarbeitszeit 38,5 Stunden beträgt. Das könne zu Zusatzkosten für das St. Josef in fünf- bis sechsstelligem Bereich führen. Diese müssten über die Kassenbeiträge eventuell an Patienten weitergereicht werden. Dies möchte die EU-Abgeordnete Anja Weisgerber verhindern, die sich für die Europäische Volkspartei der Thematik annimmt. Der Kompromissvorschlag der EU-Kommission, den Bereitsachaftsdienst wieder einzuführen, ihn aber nach aktiver und inaktiver Tätigkeit zu unterscheiden, kommt bei den Betroffenen gut an. Weisgerber will ihn im EU-Parlament forcieren. Dr. Anton Götschl: „Der aktive Bereitschaftsdienst könnte pauschal festgelegt werden, das wäre am wenigsten bürokratisch.“ So könnte der aktive Anteil der Bereitschaft für einen Anästhesisten etwa bei 30 bis 40 Prozent liegen.
Dass die EU-Kommission mitten im Umsetzungsprozess des Arbeitsgesetzes „wieder zurückrudert“ und den Bereitschaftsdienst wieder einführen will, kommentiert der Verwaltungsdirektor des Leopoldina-Krankenhauses Emil Etzel so: „Es verwirrt die Leute und verunsichert die Planenden!“ Das Leopoldina-Krankenhaus als öffentliche Einrichtung musste das neue Arbeitsgesetz trotz Übergangsfristen zum Teil umsetzen – bis zum 31.12. werden 100 Ärzte und 50 Krankenschwestern betroffen sein. Emil Etzel plant mit zehn bis zwölf Neueinstellungen bei Ärzten (bislang sechs) und „einer deutlichen sechsstelligen Summe“ Zusatzkosten. Allerdings, so Etzel, würden die Zusatzkosten bislang unbürokratisch von den Krankenkassen mitgetragen, Ärzte würden entlastet und „ausgeruhten Ärzte passieren weniger Fehler“. Weisgerber will in nächster Zeit auch mit dem „Leopoldina“ Kontakt aufnehmen.