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Terminstress zwischen drei Büros

Main Post

Schwebheimerin Anja Weisgerber sitzt seit 100 Tagen für die CSU im Europaparlamen
Strassburg/Brüssel: 679 – seit einem guten Vierteljahr sollten sich die Unterfranken die Nummer merken. Auf dem Platz, den wie alle anderen ein sperriger Designer-Sessel ziert, sitzt mit der CSU-Abgeordneten Dr. Anja Weisgerber die Vertreterin für die Region: und das gerade einmal seit etwas mehr als 100 Tagen.
In dieser kurzen Zeit hat sie erlebt, was bis dahin noch nie ein EU-Parlamentarier erlebt hatte: Sie wohnte einer historischen Sitzung bei, in der erstmals eine EU-Kommission von einem ungewohnt selbstbewussten Parlament abgelehnt wurde. Hektische Tage, in denen sich in Straßburg kurzfristig anberaumte Fraktionssitzungen der konservativen ECP-ED-Fraktion, zu der die 28-Jährige aus Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) gehört, überschlugen.
Arbeitsintensive Ausschüsse
Wenn Anja Weisgerber bei solchen strategischen Entscheidungen auch nur ein Rädchen im Getriebe ist, reklamiert sie doch mittlerweile ihren Platz im politischen Europa-Betrieb. Nicht im Plenum, nicht an der Spitze der Fraktion – 679 befindet sich schon wegen der Sitzordnung nach dem Alphabet in der vorletzten Reihe ihres Blocks. Aber in den Ausschüssen, in denen, so Weisgerber selbstbewusst, "die wichtige inhaltliche Arbeit stattfindet". Ein Ziel hat sie trotz kleinerer Störfeuer erreicht: Weisgerber kann ihrem politischen Steckenpferd, dem Umweltschutz, auch in Europa nachgehen: im Ausschuss für Umwelt, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit. Dass es ihr damit ernst ist, will sie auch durch ein Strategiepapier namens "Zukunft mit erneuerbaren Energien nachhaltig gestalten. Gemeinsam mehr erreichen" belegen. Das Papier wurde vom Arbeitskreis Umwelt der JU Bayern unter ihrer Leitung entworfen. In der Mutterpartei CSU soll eine Debatte über eine zukunftsfähige Energiepolitik angestoßen werden. Kernpunkt: Mehr regenerative (Biomasse), weniger fossile Energien, aber auch Kernenergie im Mix.
Darüber hinaus gehört Weisgerber dem Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten an – auch das nicht gerade ein inhaltliches Leichtgewicht und wegen der Aufgabenflut nichts für Faule; für Anja Weisgerber aber die Chance, sich für weniger Bürokratie für den Mittelstand zu engagieren. Sie weiß aus der eigenen Biografie, dass Bürokratie einer der erfolgreichsten Jobkiller sein kann: "Es ist wichtig, dass Betriebe wie der meiner Eltern in Schwebheim nicht in bürokratischen Vorgaben ersticken. Sonst wird dadurch auch die Saat zur Europafeindlichkeit gelegt." Weisgerber ist jung, manche würden sagen zu jung. Sie selbst ficht das nicht an. Im Gegenteil: Sie versucht, die (noch) fehlende Erfahrung auf dem Parlamentsparkett in ein Plus zu verwandeln. Sie hat einen Kreis von jungen, konservativen Abgeordneten aus allen europäischen Ländern mitinitiiert: Auch so entstehen tragfähige politische Netzwerke. Anja Weisgerber hat sich geschworen, den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren, mit Vertretern aus der Region die Arbeitsgruppe Europa aus der Taufe gehoben. Dass für alle Verpflichtungen im hektischen Büroalltag, der meisten nicht unter 12 bis 16 Stunden dauert, noch Zeit bleibt, grenzt mitunter an ein Wunder. Und ist auch das Verdienst derer, die eine Abgeordnete erst zu Büro komplettieren: Ihr Büroleiter Tobias Gotthardt kennt den EU-Betrieb, obwohl ein Jahr jünger als seine Chefin, seit fünf Jahren, die Assistentin Angela Hoffmann schraubt den Altersdurchschnitt des Teams Weisgerber mit 29 Jahren auch nicht in die Höhe.
Das Kreuz mit den Prioritäten
Das oft zitierte Klischee von Europa-Abgeordneten, die gelangweilt, mit Rettungsringen um die Hüften von vielen Essenseinladungen, auf ihren Sesseln lümmeln und endlose, inhaltsleere Debatten über sich ergehen lassen, erfüllt die ehemalige bayerische Tennismeisterin Weisgerber nicht: "Ich hab zwar vorübergehend ein paar Kilo zugelegt, weil ich so selten dazu komme, was Vernünftiges zu essen oder Sport zu machen. Aber manchmal wäre es schön, wenn es ein wenig ruhiger zuginge und man einfach mal über eine Sache bleiben könnte." Sie räumt aber ein, dass sie Terminwünschen von Kommissionen, Lobbyisten, Journalisten und Besuchern oft zu bereitwillig nachkommt: "Ich kann so schlecht Nein sagen und nehme zu viele Termine an", lächelt sie, sich der Schuld am eigenen Stress durchaus bewusst. "Aber ich denke, man kann lernen, einen vernünftigen Ausgleich zu finden und Prioritäten zu setzen." Wer im Europaparlament sitzt, muss immer flexibel sein: Drei Büros, das Handy als Terminkalender, Notizblock und Kommunikationszentrale. Nicht zuletzt dann, wenn man sich als Neuling im Gänge-Gewirr des Straßburger Parlaments verirrt. Abgesehen von solchen Kleinigkeiten hat sich Weisgerber vorgenommen, im Europaparlament nicht nur unhandliche Designer Sessel zu bewegen: Sie strebt nach wesentlich mehr.