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Deutschland nicht mehr Hauptzahler - Kreis plant neue Projekte auf Regionaltag

Haßfurter Tagblatt

Gute Erfahrungen hat der Landkreis Haßberge mit dem Leader-Förderprogramm der EU gemacht, das die Regionale Entwicklung unterstützt. Stattliche Summen flossen in den Kreis, etwa für das Life-Natur-Projekt in den Mainauen oder das Marketing zum Thema Burgen und Schlösser im nördlichen Landkreis.

2007 beginnt die neue Förderperiode und um auch für diese förderwürdige Projekte vorlegen zu können, fand am Montag in Eltmann ein Regionaltag statt, bei dem Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenbereichen gebildet wurden. Wichtige Informationen boten zu Beginn MdEP Dr. Anja Weisgerber und Prof. Dr. Otmar Seibert von der Forschungsgruppe Agrar- und Regionalentwicklung Triesdorf.

Landrat Rudolf Handwerker freute sich zum einen, dass Dr. Weisgerber ihren Flug nach Brüssel verschob, um die in Eltmann zur neuen EU-Förderperiode zu informieren, zum anderen, dass so viele Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte sowie Vertreter der verschiedensten Organisationen der Einladung gefolgt waren, sich in den Arbeitsforen zu beteiligen. Auch Gäste aus Schweden verfolgten mit Interesse die Ausführungen der Europa-Abgeordneten.

Handwerker bezeichnete die Entwicklung als den Kern jeder Kommunalpolitik. Die EU-Förderprogramme entlasteten die Eigenmittel der Kommunen, viele seien erst durch diese Unterstützung in der Lage, überhaupt Entwicklungspolitik zu leisten.

Und die stehe vor ganz neuen Herausforderungen, vor allem durch die Demographie. Hochrechnungen zeigten, dass der Landkreis beispielsweise im Jahre 2025 rund 25 Prozent weniger Kinder haben werde als derzeit. Es sei eine Herausforderung, auch dann noch genug qualifizierte Arbeitskräfte stellen zu können, um weiter ein interessanter Standort zu bleiben.

Die neue Förderperiode von 2007 bis 2013 müsse genutzt werden, so der Landrat, um sich neu aufzustellen. Die Arbeitsforen sollten damit beginnen, möglichst konkrete Projekte zu entwickeln, mit denen sich der Landkreis den neuen Herausforderungen stellen kann.

Fördermittel seien zwar kein Allheilmittel, aber sehr hilfreich, wenn sie im richtigen Projekt eingesetzt würden, so Dr. Weisgerber in ihren Ausführungen. Sie hat auf die Kritik an der EU-Bürokratie reagiert und "in meinem eigenen Projekt" einen Leitfaden für unterfränkische Kommunen zusammengestellt, zu welchem Zweck und auf welchem Weg EU-Mittel zu bekommen sind. In der neuen Förderperiode sei die Bürokratie deutlich zurückgefahren worden, doch bat Weisgerber um Verständnis, dass natürlich auch ein gewisses Maß an Kontrolle nötig sei. Auf keinen Fall solle es mehr passieren, dass Arbeitsplatzverlagerungen von einem in ein anderes EU-Land subventioniert werden.



Chancen für Langzeitarbeitslose und Jugendliche

Weisgerber zeigte die Möglichkeiten der unterschiedlichen Programme auf, die auf die Entwicklung vor allem im ländlichen Raum abzielen, beispielsweise durch die Förderung von Infrastruktur, des Fremdenverkehrs, der beruflichen Bildung oder der Gleichstellung. Auch Projekte für Langzeitarbeitslose oder arbeitslose Jugendliche werden aus Brüssel unterstützt.

Ab Mitte 2007 könnten sich die Kommunen wieder um Leader-Förderungen bewerben, wer bisher Leader-Region war, habe auch diesmal wieder gute Chancen. Allerdings gibt es keine strikte Einteilung in Ziel-Regionen mehr, was die Möglichkeiten des Landkreises Haßberge verbessert, der bisher im Schatten der Ziel-2-Region Schweinfurt stand. Die besten Ideen zählen, die Entscheidung liege jetzt noch stärker bei den bayerischen Ministerien.

Weisgerber war stolz darauf, dass Bayern trotz zehn neuer Mitgliedsstaaten auch diesmal wieder über 576 Millionen Euro an Strukturfördermitteln verfügen könne. Der Kritik, Deutschland sei größter Netto-Zahler der EU, hielt sie eine andere Rechnung gegenüber. Schon Pro Kopf gerechnet liege Deutschland nicht mehr an der Spitze, sondern beispielsweise hinter Luxemburg. Unterfranken sei sogar Netto-Empfänger, denn bei 75 Euro EU-Beitrag pro Kopf in Deutschland seien für Unterfranken in der Förderperiode 2000 bis 2006 zwar 675 Millionen Euro nach Brüssel geflossen, gleichzeitig gingen aber 910 Millionen an Fördermitteln in unterfränkische Projekte.

Dr. Weisgerber ermutigte die Kommunalpolitik, ihren Leitfaden und alle Unterstützung durch die Regierung von Unterfranken, die Handwerkskammer oder IHK und die Ministerien zu nutzen.

Als wirksames Instrument, auch aus wenig Geld verhältnismäßig viel für eine Region zu machen, warb Prof. Otmar Seibert für ein professionelles Regionalmanagement. Statt nur Zuschüsse auszuschöpfen, gehe es darum, Eigenverantwortung zu stärken und Kreativität vor Ort zu nutzen. Schließlich seien in Zukunft vermehrt die so genannten "weichen Standortfaktoren" gefragt, wenn es um die Attraktivität einer Region gehe. Stichworte seien dabei die Einbindung der Bevölkerung, die Möglichkeiten der Qualifikation, das kreative Milieu einer Region und partnerschaftliche Strukturen.

Von 322 Landkreisen in Deutschland habe etwa die Hälfte bereits in Regionalmanagement etabliert, 80 Kreise in Bayern. Mit Blick auf die schwedischen Gäste erklärte Prof. Seibert, dass die skandinavischen Länder oder auch Österreich auf diesem Gebiet viel weiter seien, denn sie kämpften traditionell mit Problemen einer dünnen Besiedelung oder Abwanderung aus unwirtlicheren Gegenden.

Im Schnitt wurden in gut fünf Jahren je Management 15 Projekte umgesetzt und 13 neue Arbeitsplätze geschaffen sowie 500 Qualifizierungsmaßnahmen abgeschlossen. Damit sich die Finanzierung rechnet, sei ein Raum von 70.000 bis 80.000 Einwohnern ideal, so der Professor. Schließlich solle das Regionalmanagement nahe am Bürger und nahe an der örtlichen Verwaltung sein, um effektiv arbeiten zu können.

Der Landkreis Haßberge sei entschlossen, den Weg zu einem solchen Regionalmarketing zu finden, betonte stellvertretender Landrat Heinz Krönert abschließend.

Kampf gegen Wegzug und öde Dorfkerne

Sechs Arbeitsgruppen wollen die Region nach vorne bringen

- Uni Würzburg als Begleiter

Sechs Arbeitsforen nahmen beim Regionaltag in Eltmann ihre Arbeit auf, weitere Sitzungen sollen folgen, um Projekte zur Regionalen Entwicklung zu formulieren. Die Uni Würzburg begleitet diesen Prozess, Mitarbeiter fassten am Montagabend die ersten Ergebnisse der Foren zusammen. Die Mitglieder aus Stadt- und Gemeinderäten, Verbänden und Organisationen erklärten sich allesamt bereit, weiter in den Gruppen mitzuarbeiten.

Der Arbeitskreis Dorfentwicklung hat mit dem Maroldsweisacher Bürgermeister Wilhelm Schneider sogar schon einen Vorsitzenden. Hier heißt die große Herausforderung Demographie und Belebung der Ortskerne. Um einer Verödung der Altorte entgegen zu wirken, brauche es eine Erfassung des Leerstandes und eine Bewerbung dieser Potentiale. Kommunale Programme müssten Anreize schaffen, damit sich junge Familien wieder in Altorten ansiedeln und dass älteren Menschen das Leben dort erleichtert wird, etwa durch Wohngemeinschaften. In den Arbeitsbereich Dorfentwicklung gehört auch die Förderung der Vereine und die Einbindung der Bevölkerung.

Wohngemeinschaften alte Menschen und ein Freizeitführer

Einige konkrete Ansätze wie gemeinsame Infrastruktur, Veranstaltungskoordination, Coaching für Gastronomie und Handel oder Immobilienmanagement und ein Projekt "Wohnen in der Innenstadt" fand auch der Arbeitskreis Innenstadt-Marketing. Er will Strategien finden, wie Innenstädte sowohl für Geschäfte als auch als Wohnraum attraktiv bleiben oder wieder werden können.

Auf eine Fülle von Angeboten konnte der Arbeitskreis Kultur und Freizeit zurückgreifen, jedoch mangle es oft an der Qualität, vor allem aber an der Koordination. So sei ein Kultur- und Freizeitführer wichtig, auch eine Verbesserung der Beschilderung wäre hilfreich.

Mit der Erschließung des Landkreises für den Radtouristen befasste sich der Arbeitskreis Radwege. Zu diesem Themenkreis läuft bereits das Projekt Beschilderung. Das Netz, dass jetzt im Kreis ausgeschildert wird, sollte jedoch noch um Rundwege bereichert werden, außerdem müsse sich die Gastronomie noch auf den Radtouristen einstellen etwa durch das Angebot "Radwandern ohne Gepäck" oder einen Reparaturservice für Fahrräder.

Großes Interesse an nachwachsenden Rohstoffen und Energie

Überraschend viel Informationsbedarf habe im Arbeitskreis "Nachwachsende Rohstoffe, Energiemanagement" bestanden, so Dr. Rolf Klein. Hier gab Norbert Schmähling von der Energie-Agentur am Landratsamt Bad Kissingen wertvolle Erfahrungen weiter. Obwohl im Landkreis die Ressource Holz ausreichend vorhanden sei, gebe es viele Unsicherheiten, die vor allem in mangelnde Information begründet seien.

Ein breites Betätigungsfeld hat auch der Arbeitskreis Soziales, der zunächst Bedarfe, Angebote und Prognosen zusammenstellen will. Stichworte hier waren die mobile Versorgung verschiedener Generationen, das Mehr-Generationen-Haus, eine Ehrenamtsbörse, die Betreuung von Kindern und die Alltagshilfe für Senioren.

Landrat Rudolf Handwerker dankte für die gute Mitarbeit und kündigte an, dass die Steuerungsgruppe der Leader-Arbeitsgemeinschaft Anfang Januar gebildet werde, für Mitte Januar würden die Sprecher der Arbeitskreise geladen, bis Ende März solle ein Leistbild entworfen werden und im April solle wieder eine Plenumssitzung stattfinden.